Großartig geschriebene Einführung in die Literatur der frühen Neuzeit
Bewertung |
---|
Kundenmeinung von Theresia Lehner
Herr Willems hat dagegen in seinem ersten Band der Literaturgeschichte ein kleines Meisterstück geschaffen: Gerade diese Epoche der neueren deutschen Literatur, die in der Schule total und im Studium größtenteils ausgeblendet wird bzw.werden kann, wird hier auf sehr unterhaltsame und gleichzeitig informative Weise vermittelt. Besonders wertvoll finde ich, dass Willems immer wieder Bezug auf den "heutigen Leser" nimmt: So beginnt er sein Buch mit einer relativ langen Einführung darüber, warum man als Leser seines Buches wahrscheinlich mit einer Nullerwartung an die Literatur der frühen Neuzeit herangeht und eine Einführung darin wahrscheinlich nur deshalb in Kauf nimmt, um bald bei Goethe und den anderen großen deutschen Literaten landen zu können. Mit dieser Art der Lesereinbeziehung, die sich durch das gesamte Buch zieht, gelingt es Willems, seinem Leser die Alterität der frühen Neuzeit nicht nur deutlich zu machen, sondern auch nahezubringen. Dazu trägt auch die Einbeziehung (sozio-)kultureller und historischer Aspekte bei. Einen Anspruch darauf, alles an deutscher Literatur abzudecken, was die frühe Neuzeit bietet, erhebt Willems nicht, sondern beschränkt sich auf bedeutende Vertreter wie Sachs, Opitz, Gryphius, Erasmus von Rotterdam. Insofern hat man mit diesem Buch kein Nachschlagewerk vor sich liegen, sondern ein Buch, das versucht, dem Leser mithilfe einer Auswahl das große Ganze verständlich zu machen, was in meinen Augen sehr gut gelingt.
Die Gliederung, die nicht streng chronologisch, sondern thematisch vorgeht (Bsp. Literatur und Ständegesellschaft, Humanismus und Popularliteratur, Humanismus und Reformation etc.), ermöglicht Bezüge zwischen den einzelnen Kapiteln, die relevante Themen immer wieder aufbringen und damit einen impliziten Lerneffekt garantieren.
Die bei den utb-Büchern üblichen breiten Ränder habe ich dieses Mal exzessiv für Notizen genutzt; für eine schnelle Rekapitulation des Gelesenen aus dem Fließtext sind darüber hinaus auch die wichtigsten kursiv gedruckten Begriffe oder auch (Halb-)Sätze äußerst praktisch.
Last but not least: Gerade wenn man doch schon eine Reihe Lehrbücher bzw.Sekundärliteratur gelesen hat, muss an dieser Stelle abschließend auf den großartigen Schreibstil von Herrn Willems verwiesen werden. Selten habe ich ein so gut lesbares und gleichzeitig ansprechend geschriebenes Lehrbuch gelesen.