Verführung zum Lesen
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Kundenmeinung von Anja Wilhelmi
Der europäische Roman der Moderne
Silvio Vietta Vietta stellt nach einer allgemeinen Einführung die Entwicklung des modernen Romans anhand von 6 Beispielen (Madame Bovary, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Der Proceß, Der Mann ohne Eigenschaften, Berlin Alexanderplatz).
Das einleitende Kapitel entwickelt und kontextualisiert in aller Kürze die Begriffe „Roman“ und „Moderne“. Dies gelingt Silvio Vietta ebenso verständlich wie nachvollziehbar wie der Abschnitte über die Moderne Erzähltheorie.
Kern des Buches ist die chronologische Entwicklung der 6 beschriebenen großen französische- und deutschsprachigen Romane aus der Zeit von Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts. Einer kurzen Zusammenfassung der Handlung stellt Vietta jeweils eine tabellarische Vita der Autoren voran und beendet die einzelnen Werkkapitel jeweils mit einer umfangreichen Bibliographie.
In den Einzelkapiteln arbeitet der Autor das spezifisch Moderne jeweiligen Romane heraus und bietet unterschiedliche Analyseangebote an.
Das Buch von Silvio Vietta ist als Einführung sehr hilfreich. Die Kurzzusammenfassungen des Inhalts ermöglichen die Orientierung auch in Roman, deren Lektüre länger zurückliegt. Für diejenigen, die die beschriebenen Romane noch nicht kennen, sind die Zusammenfassungen ein netter Service aber jeweils auch eine Verführung sich intensiver mit den Romanen zu beschäftigen.
Natürlich vermisst man einige der kanonischen Autoren und Werke (zum Beispiel Thomas Mann) und hätte sich vielleicht noch englischsprachige Beispiele gewünscht, wie es der Titel (der europäische Roman der Moderne) in Aussicht stellt. Aber dem engen Rahmen des Bändchen geschuldet, liegt eine gut lesbare Einführung vor, die 100 Jahre Romanentwicklung anschaulich und gut verständlich ausbreitet und analysiert.