Ein Weg aus der Vollständigkeitsfalle
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Kundenmeinung von Birte Jensen
In einer Zeit der curricularen Lehrpläne und der Überfülle von Stoff in allen Fachrichtungen, die leicht zu subjektiver Auswahl oder Orientierung an veralteten kanonischen Plänen verführt, gelingt dem Autor „Reduktion“ in einem positiven Licht darzustellen. Denn es geht in allen Kontexten von Lehre immer auch um Inhalte, die in Zeiten methodenorientierter Didaktik, Outputorientierung und Bildungsstandards ins Hintertreffen zu geraten drohen. Es scheint als führe die Zunahme an Information zu einer stetigen Minderung des Wissens und gleichermaßen zu der Schwierigkeit, Wissen zu erlangen – „Wichtiges“ von „Unwichtigem“ zu trennen. So bleibt die Frage nach der Auswahl des Stoffes, an der der Autor treffsicher ansetzt, denn Inhalte so Lehner seien „eine echte Schnittstelle zwischen Fachwissenschaft und Pädagogik“ (Lehner: Didaktische Reduktion, Bern 2012, S.32).
Präsentiert in der von UTB gewohnten Art, also mit vielen anschaulichen Beispielen, Infokästen und hervorgehobenen Begriffen und besticht durch eine klare, verständliche Sprache. Die sechs Kapitel thematisieren Grundlagen und Historie sowie den Weg vom Inhalt zum Lerngegenstand, die Reduktion der Stofffülle, die Inhaltsreduktion und die Reduktion als Lernhandlung, wobei insbesondere die historische Rückschau durch Heranziehen von didaktischen Größen wie Klafki nutzbar gemacht wird und nicht wie häufig in einem trockenen Abriss historischer Aneinanderreihung alter Ansichten versandet. Im Anhang finden sich darüber hinaus Techniken und Instrumente zur didaktischen Reduktion (geordnet in übersichtlichen Kästen) und viele Literaturhinweise.
Dieses Buch ist jedem zu empfehlen, der in irgendeiner Form „Lehre“ in seinen beruflichen Kontext bestreitet, ganz gleich ob an einer (Fach-)Hochschule, Berufsschule, Grundschule oder in der Erwachsenenbildung.