Gelebte Dogmatik
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Kundenmeinung von Theologiestudent1319
Es will „die Wahrheit des christlichen Glaubens erfahrungsnah“ begründen – und zwar: „ohne Fachsprache“. Besonderes letzteres lässt aufhorchen: Ist die „Dogmatik in biblischer Perspektive“ also gar kein Fachbuch, weil es keine Fachsprache enthält? Es ist gar nicht so leicht auf den Punkt zu bringen, um was für ein Buch es sich hier genau handelt und wofür es eigentlich geschrieben wurde; ich werde noch einmal zum Schluss dieser Rezension auf diese Frage eingehen.
Zuerst ein paar Beobachtungen: Auf knapp 270 Seiten enthält das Buch 36 in sich abgeschlossene Kapitel, was recht viele sind für diese Seitenzahl. Und ‚in sich abgeschlossen‘ ist wörtlich gemeint: Jedes Kapitel steht für sich, es gibt keinen inhaltlich-argumentativen roten Faden. Sie sind jedoch durch die gleiche Methode verbunden, nämlich durch die phänomenologische Methode, die darin besteht, „von lebensweltlichen Phänomenen auszugehen und biblische Texte als Verstehenshilfen heranzuziehen oder umgekehrt biblische Texte mit Hilfe von Lebenserfahrungen zu deuten“ (S. 13).
Jedes Kapitel wird mit einem Erklärkasten eröffnet, der klassische syst.-theol. Begriffe wie Trinität, Schöpfung oder Zweinaturenlehre kurz erläutert; dann folgt ein Bibeltext und auf diesen rekurrierend eine zwei bis dreiseitige Auslegung dieses dogmatischen Topos in biblischer wie erfahrungsbezogener Perspektive. Als äußerst positiv hervorheben möchte ich die beschließende „Literatur zur Vertiefung“ in jedem Kapitel: Der Verfasser. nennt nicht nur Titel, sondern auch konkrete Kapitel oder Seitenangaben und versieht diese obendrein mit einem kurzen Kommentar darüber, was man dort antreffen kann. Monieren muss ich jedoch, dass der Verfasser. die biblischen Bücher nicht nach den Loccumer Richtlinien zitiert – die Kurzangaben der Bücher werden von ihm nämlich mit einem Punkt abgeschlossen.
Nun zur Ausgangsfrage: Wofür wurde das Buch geschrieben und wer profitiert davon? Einen Hinweis bietet der Verfasser selbst, indem er erwähnt, dass er als Theologe immer auch Seelsorger war und ist (S.11f.) und also nah dran an den Erfahrungen der Menschen. Das Buch will also durch die Verbindung von dogmatischen Loci und (teils ungewöhnlichen) biblischen Texten die darin enthaltenen theologischen Deutungen für die heutige Erfahrungswelt plausibel machen und in diese übersetzen. Davon profitieren m.E. besonders die Leser, die z.B. in kirchlicher Arbeit stehen oder stehen werden, sich also mit Predigt, Katechese und Seelsorge beschäftigen, und für diese theologisch-lebensweltlichen ‚Übersetzungstätigkeiten‘ gerne neue Impulse gebrauchen können.