Gleichzeitigkeit von Universalität und Partikularität
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Kundenmeinung von Dr. Michael Lausberg
In einer längeren Einleitung stellt sie ihre Vorgehensweise und ihre Fragestellungen vor. Danach beginnt sie mit der Pädagogik der Aufklärung, wo die Idee der Bildsamkeit behinderter Menschen, die ihren Institutionen und deren Methoden im Mittelpunkt stehen. Anschließend geht es um die weitere Entwicklung bis 1860, wo die preußischen Bildungsreformen, die Ausdifferenzierungen und der Versuch einer institutionellen Absicherung des Bildungsanspruches thematisiert werden. Die weiteren Entwicklungen im deutschen Kaiserreich (Ausdifferenzierungen, Biologismus, Professionalisierung), ein Vergleich mit Frankreich und die Diskussion um die Hilfsschule werden dann vorgestellt.
Die „Blüte der Heilpädagogik“ in der Weimarer Republik wird dann präsentiert. Das Verhältnis der Heilpädagogik zur Reformpädagogik und zur Allgemeinen Pädagogik, Frauen in der Sonderpädagogik und die Etappen der jüdischen Heilpädagogik. Das dunkle und eliminatorische Kapitel der NS-Zeit folgt danach: Darin werden Ideologie und Praxis der NS-Behindertenpolitik, die Hilfsschule, die Verquickung von Sonderpädagogen mit den Zielen des NS-Regimes und Widerstand und die gesellschaftliche Ausgrenzung behinderter Menschen behandelt. Die Kontinuitäten nach 1945 und der Versuch eines Neuanfangs werden dann getrennt in der BRD und der SBZ/DDR geschildert. Die beiden parallelen Entwicklungen werden sodann verglichen und Folgerungen aus diesen Entwicklungen gezogen.
In einem Ausblick werden dann noch die Erfolge und Niederlagen in der Geschichte der Sonderpädagogik herausgearbeitet und gegenwärtige Debatten diskutiert. Im Anhang findet man noch die Anmerkungen, Quellen und Darstellungen, der Bildquellennachweis, ein Verzeichnis der Abkürzungen, ein Verzeichnis der Archive, eine ausführliche Zeittafel und ein Namensregister.
Der Ansatz der Autorin wurde in diesem Buch gut umgesetzt. Erfreulich ist, dass die jüdische Heilpädagogik ausführlich diskutiert wird und der Mythos der „Stunde Null“ dekonstruiert wurde. Mit Blick auf das „lange 19. Jahrhundert“ hätten das dritte und vierte Kapitel leicht zusammengefasst werden können. Zusammenfassungen am Ende jedes Kapitels wären didaktisch gut gewesen. Hervorzuheben ist der opulente Anhang, eine Zeittafel erleichtert das schnelle Nachschlagen dort sehr.