beleuchtet unterschiedliche Handlungsfelder ausführlich
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Kundenmeinung von Dr. Michael Lausberg
Das Buch gliedert sich in drei große Teilbereiche: Im ersten Teil geht es um die Entwicklung in ländlichen Räumen. Im ersten Beitrag weist Rainer Ningel darauf hin, dass es den ländlichen Raum als einheitliche Größe nicht gibt und stellt Ergebnisse der Raumforschung zu verschiedenen Kategorien vor. Danach skizziert Steffen Kröhnert die drei Aspekte des „Zurückbleibens“ ländlicher Räume (Repräsentation im politischen Diskurs, sozialökonomische Lebensbedingungen, infrastrukturelle Versorgung) und Möglichkeiten der Überwindung. Anschließend geht Ulf Hahne auf die wirtschaftlichen Entwicklungen in ländlichen Räumen ein, beleuchtet den Strukturwandel und die Beschäftigungsentwicklung und zeigt Perspektiven auf. Gerhard Henkel beschäftigt sich danach mit dem Wandel und dem Zustand der Dörfer und Kleinstädte, macht deutlich, dass eine gute Zukunft vom aktiven Mitwirken und Gestalten der dort lebenden Menschen abhängt und mahnt mehr Unterstützung für die Kommunalpolitik an. Peter Thomé setzt sich noch mit Landschaften und Siedlungsstrukturen im Wandel auseinander und geht dabei auf klimatische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Veränderungen ein.
Derselbe Autor geht im zweiten Teil, der sich mit aktuellen Handlungsfeldern beschäftigt, auf die veränderte Siedlungsstruktur ein und stellt dar, wie Gemeinden in ländlich geprägten Regionen mit den Veränderungen umgehen können. Mit der Nahversorgung in ländlichen Räumen beschäftigt sich danach Patrick Küpper. Dabei hält er eine flächendeckende Versorgung mit stationären Angeboten für unrealistisch und plädiert stattdessen für ein gestuftes Versorgungsnetz. Sechs Autorinnen und Autoren stellen danach Probleme und Lösungen für die medizinische Versorgung in ländlichen Räumen dar. Dabei sprechen sie sich als Unterstützung für regionale Versorgungsmodelle, die modular die jeweiligen Probleme adressieren und flexibel einsetzbar sind, aus.
Rainer Ningel behandelt die kulturelle Aktivierung in ländlichen Räumen. Dabei sollten neue Lebenswelten und Tradition verbunden werden und für die einzelne Region passende Strategien zusammen mit bürgerschaftlichem Engagement entwickelt werden. Dirk Wittowsky und Patrick Hoenninger gehen danach auf die Grundbedingungen der Gewährleistung von Mobilität unabhängig vom Einkommen und Alter ein. Robert Frietsch skizziert die Besonderheiten, Probleme und Notwendigkeiten Sozialer Arbeit und plädiert für eine Etablierung von trägerübergreifenden Begegnungs- und Beratungszentren. Holger Reinemann stellt Struktur, Bedeutung, Beiträge und Herausforderungen für den Mittelstand in ländlichen Regionen dar. Das oft diskutierte Thema der Digitalisierung im ländlichen Raum behandelt Anne Schulze, die eine digitale Ungleichheit feststellt und nennt Bedingungen für digitale Teilhabe.
Im dritten Teilbereich geht es um methodische Zugänge. Julia Trapp stellt die Möglichkeiten und Grenzen von planerischen Instrumenten der Ortsentwicklung. Herbert Schubert stellt anschließend den neuen Steuerungsansatz der Public Governance vor und nennt Prinzipien und Instrumente im Prozess der integrierten Sozialplanung. Barbara Malburg-Graf liefert noch Kriterien, wie Beteiligung von Bürgern und Akteuren für die Orts- und Regionalentwicklung aussehen kann und präsentiert dazu verschiedene Projekte.
Alle Beiträge enthalten ein Fazit, die benutzte Literatur sowie weiterführende Quellen.
Nach einem kurzen Fazit der Herausgeber findet man noch Informationen zu den Autorinnen und Autoren sowie ein Register.
Hier werden konzeptionelle Ansätze, empirische Fragen und methodische Zugänge aus einer interdisziplinären Perspektive vorgestellt und fast alle Teilbereiche des Lebens für den ländlichen Raum behandelt. Die Vermarktung von ländlichen Räumen durch die Tourismusindustrie in Bezug auf Naturerlebnis und einer „Neuentdeckung“ von Entschleunigung und Ruhe in einem eigenen Kapitel wäre auch noch ein spannendes Feld gewesen. Eine intensive Beschäftigung mit der Rural Geography fehlt jedoch.