Entfremdung als kritischer Begriff in Sozialphilosophie, Soziologie und Psychoanalyse zielt nicht nur auf Erfahrungen von Einzelpersonen und Gruppen, sondern auf den Zustand einer ganzen Gesellschaft. Dieser Band zeichnet ein dynamisches Gesamtbild, indem er verschiedene Bereiche der Entfremdung miteinander verknüpft.
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Autoreninfo
Zima, Peter V.
Prof. Dr. Peter V. Zima (emeritiert) war Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft am Institut für Kultur-, Literatur- und Musikwissenschaft der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.
Die Monografie „Entfremdung – Pathologien der postmodernen Gesellschaft“ von Peter V. Zima aus dem Jahr 2014 versucht anhand unterschiedlicher aktueller Gesellschaftsbereiche den Entfremdungsbegriff von Marx zu erweitern und überzeugt hierbei mit seiner detailreichen Darstellung und seinem Bezug zur gegenwärtigen Verknüpfungen. Entfremdung definiert er als „gestörtes Verhältnis zwischen individuellen oder kollektiven Subjekten und ihrem sozialen Umfeld“ und versucht diesen Begriff in vielfältigen Bezug zu marxistischen Theorien, soziologischen Begriffen der Differenzierung und Lebenswelt, sowie sozialpsychologischen Aspekten der Lebensbereiche, wie Arbeit, Freizeit und Medien, zu setzen.
Zima bietet mit dieser Monografie einen ansprechenden, und beispielhaften Überblick bezüglich des Entfremdungsbegriffes für Studierende der Soziologie, und wie ich meinen möchte auch anderer Gesellschaftswissenschaften, sowie für Interessierte aktueller, gesellschaftlicher Problematiken.
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Kundenmeinung von N. Heiligtag
Der Titel wurde in Auszügen, ergänzend, als Seminarlektüre gelesen. Den Studierenden unterschiedlicher Semester und Wissensstände, konnte der Titel kritische Positionen bieten, und eine tiefergehende Diskussion unter den Teilnehmerinnen anregen.
Dozentenbewertung
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Kundenmeinung von S. L. Middendorf
Sehr wertvoller Überblick über Ursprung, Kontext und Anwendungsbereiche des Entfremdungsbegriffs.
Aufgliederung in Breite und spezifische Kontexteinordnung in bspw. marxistische Argumentationsstrukturen. Dennoch um umfassende Darstellung des Terminus bemüht und nicht auf Marx'sche Interpretation reduziert.
Eher durchwachsen
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Kundenmeinung von Joachim Brenner
Die Monografie von Peter V. Zima bietet genau das, was ihr Untertitel verspricht: einen entfremdungstheoretisch geschulten Blick auf „Pathologien der postmodernen Gesellschaft“. Wer also genau begriffsgeschichtliche Rekonstruktionen sucht ist tendenziell am falschen Platz (obgleich Zima kursorisch auf Marx, Hegel, Rousseau, Simmel, Lukacs usw. eingeht). Im Zentrum stehen demgegenüber die, so Zima, auch heute noch als solche zu bezeichnende Herrschaft des Tauschwerts, die entfremdenden Tendenzen von Arbeitsteilung/Differenzierung und Bürokratie, die Effekte sozialer Beschleunigung und Medialisierung. Entfremdung fasst Zima dabei ganz allgemein als ein „gestörtes Verhältnis zwischen individuellen oder kollektiven Subjekten und ihrem sozialen Umfeld“, dass sich aus dem ambivalenten Modernisierungsprozess zwangsläufig ergebe: als Preis von Freiheit und Individualisierung (ganz nach dem Motto, das Erich Fromm immer stark machte: Was du hier gewinnt, verlierst du dort).
Der Text könnte besser strukturiert sein und wirkt alles in allem eher blass und, ja, „rasch heruntergeschrieben“. Oftmals fehlt es an Stringenz, manche Beispiele und Zitate sind nicht wirklich in die Argumentationsstruktur eingebunden und stehen einsam im Textraum umher. Als Student der Kommunikations- und Medienwissenschaft empfinde ich die Analyse des Medien- und Werbefeldes etwas zu plakativ. Merkwürdig scheint mir auch, dass Zima auf Rahel Jaeggis 2005 erschienen Dissertation (Entfremdung. Zur Aktualität einer sozialphilosophischen Problems, Campus Verlag), in der die Philosophin den Entfremdungsbegriff sehr präzise und ausführlich sozialphilosophisch aktualisiert, nur kurz am Rande eingeht. Noch mehr muss allerdings verwundern, dass Zima Zygmunt Bauman nicht erwähnt. Sowohl der Grundgedanke der Monografie als auch viele einzelne Aspekte finden sich auf erstaunlich ähnliche Weise in dessen Text Postmodernity and its discontents (Polity 1997; dt.: Das Unbehagen in der Postmoderne, Hamburger Edition 1999).
Zusammenfassend also nach meinem Dafürhalten drei Sterne. Wären da nicht die lesenswerten Analysen literarischer Texte (u. a. Thomas Bernhard, Alain Robbe-Grillet, Werner Schwab und Patrick Süskind) im letzten Kapitel sogar eher nur zwei.
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